von Jürgen Guthmann
GANODERMA LUCIDUM
Glänzender Lackporling
Abb.: Glänzender Lackporling, Bild aus Buch, © Fritz Armburster
Japanischer Name: Reishi, Mannentake
Chinesischer Name: Ling Zhi, Ling Chi
Englischer Name: Lingzhi Mushroom
Französischer Name: Ganoderme luisant
Abb.: Glänzender Lackporling, Bild aus Buch, © Hans Schaub
EINFÜHRUNG
Nicht nur Pilzfreunde sind begeistert, wenn sie den Glänzenden Lackporling zu Gesicht bekommen. Die fast künstlich, wie lackiert aussehenden Fruchtkörper besitzen für Porlinge teils ungewöhnlich lange Stiele und bilden vereinzelt sogar geweihartige Fruchtkörper.
Mit dieser außergewöhnlichen Erscheinung sind die Besonderheiten des Pilzes noch lange nicht erschöpft. Der Glänzende Lackporling ist ein ganz spezieller Pilz. Mehr und mehr verbreitet sich überall auf der Welt das Wissen um seine heilende Wirkung. Man darf mit Sicherheit behaupten, dass der Glänzende Lackporling der weltweit bekannteste „Heilpilz“ ist.
Nach der traditionellen chinesischen Medizinallehre gilt er als Garant für ein langes Leben und stärkt die universelle Lebensenergie (Chi oder Qi). In ganz Asien wird er seit Jahrtausenden überaus geschätzt und genießt neben seiner medizinischen Wertschatzung auch als Glückssymbol hohes Ansehen. Aus diesem Grund wird er oft abgebildet und ziert Teppiche, Möbel und chinesisches Porzellan. Über dem Türstock aufgehängt, sollte er das Haus vor allerlei Übel schützen. Selbst das Zepter des chinesischen Kaisers war mit einem geschnitzten Lackporling bestückt. In Japan bezeichnet man den Pilz als Reishi. Auch im Orient wusste man schon seit alters her um seine gesundheitsstärkende Wirkung und verwendete die Fruchtkörper als Talisman. Traditionell drückten Männer durch das Schenken besonders schöner Exemplare ihr eindeutiges Interesse an einer Frau aus. Der wunderschöne, teils skurril aussehende Pilz wird mittlerweile auch bei uns als dekorativer Bestandteil in Blumengestecken verwendet.
Der Pilz ist nicht nur in Asien selten und tritt wild nur vereinzelt auf. Aus diesem Grund forderten die höchsten Würdenträger lange Zeit die Herausgabe des Pilzes, sodass er in früheren Zeiten nur hochrangigen Persönlichkeiten und dem Kaiser vorbehalten war. Das einfache Volk kannte ihn lediglich von Erzählungen und Mythen.
Abb.: Chinesischer Würdenträger mit Glänzendem Lackporling, Bildquelle Wikipedia
KURZBESCHREIBUNG DER MEDIZINISCHEN WIRKUNG
≫ adaptogen
≫ positiver Einfluss auf die endokrinen Drüsen
≫ Stress ausgleichend und entspannend
≫ bei psychovegetativen Beschwerden (Bluthochdruck)
≫ stoffwechselaktivierend
≫ Stärkung und Modulation des Immunsystems
≫ Steigerung der Vitalität
≫ Stärkung der Sexualfunktion
≫ antiallergen
≫ entzündungshemmend
≫ Schutz vor ionisierender Strahlung (Röntgen- und UV-Strahlen)
≫ Schmerzhemmung (z. B. bei Fibromyalgie und Gürtelrose)
≫ Stärkung der Lungenfunktion
≫ husten- und schleimlösend
≫ antimutagene und antioxidative Wirkung (Radikalfänger)
≫ Krebsvorbeugung und Antitumorwirkung
≫ Entgiftung und Schutz der Leberzellen
≫ gefäßerweiternd und blutverdünnend
≫ Stärkung des Herzmuskels und der Herzkranzgefäße
≫ positiver Einfluss auf den Magen-Darm-Trakt und die Funktion der Gebärmutter
≫ antiviral
Abb.: Junge Fruchtkörper des Glänzenden Lackporlings, Bildquelle: Wikipedia
MEDIZINISCHE VERWENDUNG
Die Liste der gesundheitlichen Wirkungen des Glänzenden Lackporlings ist geradezu unglaublich. Von allen heilkundlich verwendeten Pilzen ist er derjenige mit der größten medizinischen Bandbreite. Traditionell wurde der Pilz bei verschiedenen Leberleiden (einschließlich chronischer Hepatitis), bei Nierenentzündung, Magenschleimhautentzündungen, Nervenschmerzen, Bluthochdruck und Schlaflosigkeit eingesetzt. Der Pilz stärkt das Herz, hilft bei Atemwegserkrankungen (Bronchitis) und fördert die Genesung nach Erkrankungen. Die lungenstärkende Wirkung untermauerten Chang et al. (1986). Außerdem erhöht er die geistigen Fähigkeiten, fördert das Gedächtnis, erhöht die Vitalität und stärkt die Sexualfunktion. Von der Einnahme des Pilzes profitiert der gesamte Organismus. Hochmolekulare, unverdauliche Inhaltsstoffe wie Polysaccharide und Chitin binden im Darm Giftstoffe, unterstützen die Darmtätigkeit und fördern eine gesunde Darmflora. Der regelmäßige Verzehr des Pilzes soll nach alten Überlieferungen zu einer Gewichtsreduktion und Lebensverlängerung führen. Interessanterweise gibt es bei Mäusen und Fruchtfliegen die Beobachtung, dass eine dauerhafte Minderversorgung mit Kalorien zu einer deutlichen Lebensverlängerung führt. Durch dieses Vorgehen werden spezielle Gene aktiviert. Diese Reaktion lässt sich auch durch Verbindungen wie das im Rotwein enthaltene Resveratrol hervorrufen. Eine vergleichbare Reaktion der in den Sporen enthaltenen Ganodermaside konnten Weng et al. (2011) bei Hefepilzen nachweisen. In den Icones of Medicinal Fungi of China (IMFC) wird neben den oben genannten Indikationen zusätzlich der Einsatz bei nervöser Erschöpfung, Schwindel, hohen Cholesterinwerten und zur Behandlung einer stark verringerten Zahl an weißen Blutkörperchen erwähnt, außerdem die Verwendung als Gegenmittel nach dem Verzehr giftiger Pilze (Ying et al. 1987).
Nach Recherchen von Zsigmond (2005) wurde der Glänzende Lackporling unter der Bezeichnung Hexenlöffel auch in verschiedenen Gebieten Ungarns volksheilkundlich verwendet, beispielsweise bei krampfhaften Gesichtskontraktionen (Meige-Syndrom). Als Ursache der Krankheit sah man den Einfluss von Hexen. Zur Behandlung des Leidens sollte der Betroffene den Pilz einige Tage essen und trinken. Er galt auch als hilfreich bei Schlaganfallen. Nach Überlieferungen aus der rumänischen Stadt Apahida empfiehlt sich das Trinken des Pilztees bei Weißfluss (Leukorrhoe). Die Mischung aus gepulvertem Lackporling und Judasohr (Auricularia auricula judae) wurde zur Behandlung von Tumoren eingesetzt.
[Rest dieses Kapitels gekürzt, dies waren nur die ersten 10 % des Textes]
INHALTSSTOFFE
[Text nur im Buch]
Abb.: Glänzender Lackporlings, Bildquelle: Wikipedia
WISSENSWERTES
Der chinesische Name Ling Zhi bedeutet Geistpflanze oder Pflanze der Unsterblichkeit. Auch der japanische Name „Reishi“ nimmt Bezug auf die Fähigkeit des Pilzes, die spirituelle Kraft zu erhöhen und das Leben zu verlängern. Der wissenschaftliche Gattungsname Ganoderma setzt sich aus den beiden griechischen Wortern „ganos – glanz“ und „derma – Haut“ zusammen und nimmt Bezug auf die glänzende, lackartige Kruste vieler Pilze dieser Gattung. Das Epitheton „lucidum“ leitet sich vom Lateinischen „ lucidus – leuchtend, glänzend“ ab. Aufgrund seines bitteren Geschmacks und der korkig zähen Konsistenz ist der Glänzende Lackporling kein Speisepilz. Allerdings soll die weiche äußere Zuwachskante junger Fruchtkörper des Harzigen Lackporlings (Ganoderma resinaceum) essbar und durchaus wohlschmeckend sein.
Die beruhigende Wirkung des Pilzes wurde früher offenbar von Schweinedieben ausgenutzt, um das Borstenvieh zu beruhigen.
[Rest dieses Kapitels gekürzt]
GESCHICHTE
Der Glänzende Lackporling ist seit etwa 4000 Jahren Bestandteil der traditionellen chinesischen Medizin. Im ältesten chinesischen Arzneimittelbuch, dem „Shennong Ben Cao Jing“ (das Schriftstück wird mit einer ganzen Reihe leicht abgewandelter Titel bezeichnet s. hierzu auch bei „Cordyceps“) wird der als Ling Zhi bezeichnete Pilz als allen anderen Heilkräutern überlegen beschrieben.
In Chinas berühmtestem Buch über heilende Krauter, dem „Ben Cao Gang Mu“ aus dem Jahre 1578, steht geschrieben, dass der regelmäßige Verzehr von Ling Zhi zur Gewichtsreduktion führt und die Lebenserwartung erhöht. Der Ling Zhi ist eng mit der Suche nach einem Unsterblichkeitselixier verbunden. Nicht nur in China verschrieben sich Menschen dem Ziel, eine Mixtur zu brauen, die demjenigen, der sie einnimmt, wenn nicht die Unsterblichkeit, so immerhin ein langes Leben beschert.
Nimmt man den Begriff der Unsterblichkeit nicht absolut wörtlich, könnte damit aber auch die Erlangung eines besonderen, geistig, transzendentalen Zustandes gemeint gewesen sein. Ein solcher Zustand wäre durch langjährige Meditation im Verbund mit der nervenstärkenden und beruhigenden Wirkung des Pilzes durchaus denkbar. Laut Lelley (1997) gibt es in der chinesischen und japanischen Heilkunde Hinweise darauf, dass die Einnahme des Pilzes zu einem gesteigerten Schlafbedürfnis führt.
Es existiert die Legende des ersten chinesischen Kaisers Qin Shihuangdi (259 bis 210 v. Chr.), der eine ganze Flotte aussandte, um in den Besitz des geheimnisvollen Pilzes zu gelangen. Offenbar war diese Expedition aber nicht erfolgreich. Abbildungen des Glänzenden Lackporlings tauchen erst 100 Jahre später im kaiserlichen Palast auf. Auch die Kaiser nachfolgender Jahrhunderte sicherten sich den fast ausschließlichen Zugriff auf den Pilz, in dem sie befahlen, alle Exemplare abzugeben. Aus diesem Grund war der Pilz lange Zeit nur dem Kaiser und seinem Hofstaat vorbehalten. Erst vor einigen Jahrzehnten wurde in China mit dem Anbau des Pilzes begonnen. Der „göttliche“ Pilz kann seit einigen Jahrzehnten gezüchtet werden und wird mittlerweile überall auf der Welt angebaut. Dadurch steht er heute jedermann zur Verfügung. Momentan werden weltweit jährlich etwa 5 bis 6 Milliarden US $ mit dem Pilz umgesetzt, bei steigender Tendenz.
Abb.: Zucht des Glänzenden Lackporlings, Bildquelle: Wikipedia
STANDORT
[Text nur im Buch]
BESCHREIBUNG
[Text nur im Buch]
VERWECHSLUNGSMÖGLICHKEITEN
[Text nur im Buch]
GATTUNGSMERKMALE
[Text nur im Buch]
WEITERE ARTEN
[Text nur im Buch]
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Anmerkungen
Von KRAUTJUNKER existiert eine Gruppe bei Facebook.
Titel:Heilende Pilze: Die wichtigsten Arten der Welt im Porträt
Autor:Jürgen Guthmann
Verlag:Quelle & Meyer Verlag GmbH & Co
Verlagslink:http://www.quelle-meyer.de/shop/heilende-pilze/
ISBN:978-3-494-01669-6
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Bereits veröffentlichte Leseproben:
https://krautjunker.com/2018/04/13/heilende-pilze-fliegenpilz-amanita-muscaria/
https://krautjunker.com/2018/07/06/heilende-pilze-laerchenschwamm-laricifomes-officinalis/
https://krautjunker.com/2018/10/09/heilende-pilze-matsutake-echter-krokodilsritterling-tricholoma-matsutake/